Siegener Zeitung 07.06.2024 Von Rainer Schmitt

HARBACH.

Ein organisiertes Feuerwehrwesen gab es nicht im Dorf. Wenn es brannte, stellte sich eine in der Not zusammengewürfelte Truppe dem Feuer. Als 1931 das Haus der Familie Zart abbrannte, war dies der Auslöser dafür, dass 13 Harbacher am 7. Juli 1934 die Freiwillige Feuerwehr gründeten.

Im Herbst 1935 der erste Einsatz: Am Forsthaus Farnschlade brannte der Kamin. In 90 Jahren kamen viele Einsätze hinzu. Das belegt die Chronik, in der anlässlich des runden Geburtstages Wehrführer Rudolf Jung, sein Stellvertreter Thorsten Schneider sowie die Aktiven Konrad Jung und Max Jung für die SZ blätterten.

Als vor zehn Jahren die Gaststätte am Tüschebachsweiher brannte, rückte die Wehr ebenso aus wie z.B. 1978, als in Locherhof auf dem Wendeplatz der Anhänger eines Heizöllastkraftwagens umgekippt war.

„Anfang der 1970er brannte auf dem Kretenberg der ganze Wald“, erinnert sich Konrad Jung. Neben den Wehren hätten viele aus dem Dorf geholfen, um die Flammen auf den Wiesen zu löschen. Als sich 1970 Heu selbst entzündete und der Stall auf dem Hof der Familie Buttgereit brannte, retteten die Wehrleute die Kühe ins Freie.

Apropos Kühe: Die Wehr musste zwar noch nicht die berühmte Kuh vom Eis holen, aber 1974 ein ausgebüxtes Rind aus einem Swimmingpool in Hinhausen retten. Vor 25 Jahren setzte ein Ereignis eine besondere Duftnote. Der Schließmechanismus an einem 400.000-Liter-Güllebassin war defekt. Gülle lief aus. Wehrleute, Helfer und Landwirte verhinderten mit Bachsperren und Abpumpen der Gülle Schlimmeres. 2021 eilten Harbacher nach der Flut ins Ahrtal. „Unsere Wehr ist gut aufgestellt“, bilanziert Wehrführer Rudolf Jung. Mit zwei Frauen und 28 Männern hat man bei mehr als 500 Einwohnern einen hohen Organisationsgrad. Einen Motivationsschub gab es auch mit dem 2018 eingeweihten neuen Gerätehaus, hieß es.

Die Wehr verfügt über ein wasserführendes Tragspritzenfahrzeug, ein Mannschaftstransportfahrzeug und den Schlauchwagen SW1000. Mit Letzterem ist die Wehr die Wasserversorgungseinheit der Verbandsgemeindewehr Kirchen. U.a. bei der Jugendwehr, der Drohneneinheit, der Führungsstaffel und der Höhensicherungsgruppe bringen sich Harbacher ein.

Bei einem Schnitt von 35 Jahren ist der Löschzug mit seinen 18 Atemschutzträgern ziemlich jung. Hinzu kommen neun Alterskameraden. Die Harbacher Wehr bringt sich auch aktiv in das Dorfleben ein, ob beim Oster- oder Martinsfeuer, beim Karnevalszug und ähnlichen Veranstaltungen.

Bei anhaltendem Frost flutet die Wehr die Multifunktionsfläche – und die Kinder haben Spaß beim Schlittschuhlaufen. Der Förderverein hat schon einiges für die Wehr locker gemacht, z.B. 6000 Euro für eine Pumpe für die Wasserförderung, so Vorsitzender Thorsten Schneider.

Der Verein und die Wehr laden am 8./9. Juni ans Gerätehaus ein, um das 90-Jährige zu feiern. Samstags steigt ab 18 Uhr eine Open-Air-Party mit DJ Mettbach – bei freiem Eintritt. Beim Frühschoppen sonntags ab 11 Uhr spielt der Musikverein Niederfischbach.

Fahrzeugschau, Drohnenstaffel und ein Stand der Jugendwehr sind eingeplant. Man möchte zudem mit kleineren Brandversuchen die Besucher sensibilisieren. Es seien u.a. Fettexplosionen vorgesehen, berichtete Max Jung. Es geht um Prävention und das richtige Verhalten im Fall der Fälle. Das DRK Niederfischbach demonstriert den Defibrillator. Es gibt Mittagessen und zum Kaffeetrinken Kuchen.

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